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Seewand Klettersteig

die 2-te August 2013

Den Seewand KS kann man nur bei stabilen und trockenen Wetterverhältnissen machen. Ich stelle das Auto bei der Dachstein-Seilbahn ab und fahre mit dem MTB zurück zum Ausgangspunkt der Tour. Bei dem dortigen Badeplatz stelle ich das MTB ab und folge den Markierungen zum Einstieg. Der Zustieg ist gut beschildert nur bei der Hirschaualm ist die Markierung weg. Aber auf dem Weg in Richtung Wandfuß bin ich bald wieder auf dem richtigen Pfad.

Obwohl es seit zwei Tagen nicht mehr geregnet hat, ist die Wand stellenweise nass. Besonders hinderlich ist die Erde an den Sohlen, sodass die Trittsicherheit eingeschränkt ist. Viele Griffe und Tritte im Fels erleichtern das Klettern. Künstliche Tritte sind meistens sehr klein (meist ca. 5 cm von der Wand abstehend).

Der Mittelteil ist erdig und rutschig und am „Fledermausbiwak“ ist es total nass. Hier bekomme ich einen Steinschlag direkt auf meinen Helm der allerdings einwandfrei seine Funktion erfüllt.


Wenig später hecheln einige Tiroler den KS herauf ohne Helm und ohne sich einzuhängen. Sie rechnen eben nur mit ihrem Glück, denn der Stein den ich auf den Helm bekam hätte genauso gut einen von ihnen treffen können.

Es hat absolut nichts mit Mut zu tun, Sicherheitsrichtlinien einzuhalten, sondern es ist vernünftig das Risiko zu minimieren. Ich lasse die Dreiergruppe vorbeigehen und klettere dann in Ruhe weiter.

Die Schuhsolen sind jetzt auch trockener und so macht die Kletterei am „Putzband“ und dem finalen „Pfeiler“ wieder richtigen Kletterspaß. Im Pfeiler merke ich dann, dass ich doch schon fast 4 Stunden am Klettern bin, denn die Arme werden langsam schwerer.

Noch ein paar Meter und ich bin oben. Die Sonne wärmt angenehm, denn in der nordseitig ausgerichteten Wand war Schatten.

Der Abstieg zieht sich in die Länge. Bis zur Gjaidalm ist es ein ständiges Auf und Ab im zerklüfteten Karstgelände mit eindrucksvollen Ausblicken auf den Dachstein Gletscher. Der weitere Abstieg ist anfangs ein markierter Weg. Ab Krippenbrunn allerdings ist es ein unangenehmer Abstieg wo der Weg teils auf der steilen Schiabfahrtspiste zurückzulegen ist. Irgendwann ist auch keine Markierung mehr zu sehen und man ist gezwungen auf der Piste zu bleiben.

Insgesamt gesehen ist es eine sehr anspruchsvolle Tour die durch die erdigen Passagen große Vorsicht erfordert. – Aber es gibt schönere . . .!


die 1-te August 2006

Das Dachsteinmassiv ist diesmal mein Ziel. Eine ganze Reihe von Klettersteigrouten habe ich mir aus dem Internet herausgesucht und es sind wirklich interessante Routen dabei. In Ramsau angekommen, sehe ich daß die ganzen Gipfel schneebedeckt sind. Die Augustsonne läßt den Schnee zwar wieder schmelzen, aber da die meisten Klettersteige über 2000 m hoch liegen, ist in einigen Passagen noch mit Schnee zu rechnen. Dazu kommt eine Mautstraße zur Dachsteinseilbahn und die Kosten für die Seilbahnauffahrt die mich einfach weiterfahren lassen. Unentschlossen, was ich bei dieser Wettersituation bergsteigermäßig anfangen soll, fahre ich rund um das Dachsteinmassiv weiter und lande schließlich auf dem Parkplatz der Dachsteinseilbahn in Obertraun. Bei einem kurzen Abstecher nach Hallstadt entdecke ich eine Hinweistafel zu einem KS mit dem Namen "Seewand". Da das Wetter stabil ist werde ich diesen Steig morgen machen!

Der nächste Tag beginnt mit Sonne. Meinen VW-Bus lasse ich am Parkplatz stehen und fahre mit dem Mountainbike zum Parkplatz am Hallstätter See, wo der Aufstieg zum Seewand KS beginnt. Außer der Information auf der hier angebrachten Tafel wo die Schwierigkeit des KS mit "E" angegeben ist, habe ich mir bei der Bergbahn eine kleine Beschreibung über diesen KS geholt. Dort ist zu lesen, daß einige größere kraftraubende Stellen am Ende des KS zu überwinden sind. Ich werde mich überraschen lassen. Steil geht es durch den Wald über die Hirschau-Alm zum Wandfuß. Dort angekommen, steigen gerade 3 Mann mit großen Rucksäcken in die Wand ein. Während ich meinen Klettergurt anlege, kehrt einer der drei bereits wieder um. Ihm ist die Route zu schwierig und im Gespräch erfahre ich, daß sie einen mehrtägigen Bergurlaub im Dachsteingebiet hier über den Seewand KS beginnen wollen. Vernünftigerweise steigt er wieder ab und fährt mit der Seilbahn ins Tourengebiet.



Gleich zu Beginn des KS merke ich, daß ich kräftemäßig ganz schön gefordert werde. Als ich nach kurzer Zeit die vor mir eingestiegenen Kletterer erreiche, sind diese schon ziemlich geschafft. Mittlerweile grübeln sie schon, wie sie die noch kommenden schwierigen Wandstellen mit den schweren Rucksäcken angehen sollen. War eben doch keine gute Idee, mit der ganzen Trekkingausrüstung hier durchzusteigen! Ich gehe vorbei und steige weiter. Ehrlich gesagt, wenn ich meinen Sitzgurt nicht hätte, in den ich mich vor und nach schwierigen Stellen zum Ausruhen setzen kann, wäre ich aufgeschmissen. Des öfteren komme ich vor Anstrengung ins Keuchen! Ich zwinge mich immer wieder zur Ruhe und zum tiefen Durchatmen und komme gut voran. Kurz nachdem ich die 2 Kletterer überholt hatte, überholte mich ein betagter Österreicher, der die Route mit enormer Geschwindigkeit anging! Sollte ich etwa hier auch auf dem falschen Dampfer sein? Je höher ich steige, desto zuversichtlicher werde ich. Meine Technik wird zunehmend besser und meinen Kraft setze ich nur noch in kurzen schwierigen Passagen voll ein. Trotz meiner Kletterhandschuhe bilden sich an fast allen Fingern Wasserblasen, was auf meinen anfangs rücksichtslosen Krafteinsatz am Drahtseil zurückzuführen ist. Kurz nach dem "Putzband" kommt mir von oben der Österreicher wieder absteigend entgegen. Kein Wunder, daß er so schnell ist, es ist bereits das 25-zigste Mal, daß er hier rauf und runter wetzt, wie er mir erzählt. Mir gefällt die Tour immer besser und in Hochstimmung genieße ich die Tiefblicke zum Hallstätter See. Die letzte Herausforderung, den "100 Meter Pfeiler" überwinde ich mit null Problem und bin vom plötzlichen Ende des KS, der nach einem Latscheneck erreicht ist, fast überrascht. In absoluter Hochstimmung über den Durchstiegserfolg packe ich meinen Klettergurt ein, genehmige mir einen obligatorischen Energieriegel, nehme mehrere tiefe Schlucks aus meiner Teepulle und ab geht es zum langen Rückweg.

Über die Gjaid-Alm und die Schafeck-Almen erreiche ich am frühen Nachmittag wieder mein Auto an der Talstation der Dachsteinbahn. Die Rückfahrt zum Bikeparkplatz am Hallstätter See ist easy. Mit dem Bike fahre ich ins autofreie Hallstatt, wo ich mir unter anderem diverse Pflaster für meine zerschundenen Hände besorge. Mit Ehrfurcht schaue ich mir noch einmal von Hallstatt aus die gewaltige Seewand an und freue mich total, daß ich diese Tour so gut geschafft habe.


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