Seebener Klettersteig
die 4-te (Mieminger Kette)
Der Seebener Klettersteig ist für mich immer der Auftakt zur Begehung der Tajakante. Der Wetterbericht hat für den Nachmittag Gewitter angesagt, aber bis dahin werde ich schon wieder im Abstieg sein. So dachte ich mir!
Kurz vor dem Einstieg, wo die Übersichtstafel für den KS angebracht ist, entdecke ich einen Hinweis auf dem zu lesen steht: "Achtung wegen eines Erdrutsches haben sich die Schwierigkeiten im KS deutlich erhöht. Der KS weist jetzt eine Schwierigkeit Im Bereich E+ auf!" Da ich nun schon kurz vor dem Einstieg stehe, will ich mir die Situation ansehen. Auch am Einstieg noch einmal der unübersehbare Hinweis auf E+.
Beim harten Zugreifen an einem kleinen Felsgriff verzerre ich mir den Mittelfinger der rechten Hand und kann die Hand nur noch bedingt einsetzen. Die weitere Route geht dann wieder wie gehabt weiter und am Ausstieg des KS ignoriere ich bereits meine Verletzung.
Schwere Wolken haben die Gipfel ringsum eingehüllt. Trotzdem steige ich zur Tajakante auf, da ich noch mit der Auflösung der Wolken rechne. Einige Kletterer sind bereits in der Mitte des KS und am Einstieg treffe ich noch ein junges Bergsteigerpaar, das gerade einsteigt. Irgendwie treibt es mich auch nach oben, denn auch bei meinem letzten Anlauf vor 2 Jahren, musste ich wegen der Wetterverschlechterung die Tour abbrechen. Zügig komme ich an der Kante voran. Als ich schon fast das vor mir gehende Paar eingeholt habe, sehe ich wie die schwere Wolkendecke über mir immer dichter wird und nach unten drückt. Zwei Bergsteiger sind schon am Absteigen und ich entschließe mich vernunftsgemäß auch zum Rückzug. Mit Hochgeschwindigkeit bewege ich mich wieder zum Einstieg zurück. Auf dem Weg hinüber zur Coburger Hütte sehe ich später auch weitere Bergsteiger den KS wieder zurück absteigen. Man muss sich einfach darüber im Klaren sein, dass es sich beim Klettersteigziel des Vorderen Tajakopfes um einen Hochgebirgsgipfel mit 2450 m Höhe handelt. Ein Wettersturz in dieser Höhe kann gefährlich sein, zumal der Abstieg äußerst ausgesetzt ist.
Da ich noch nicht ganz ausgelastet bin, will ich über den "Hohen Gang" absteigen. Ich folge einem Wegweiser an der Coburger Hütte und bleibe im Nebel auf dem markierten Weg. Da man sich einen weiteren Wegweiser für den Abzweig zum "Hohen Gang" gespart hat, ich auch keine Karte dabei habe, merke ich erst an der "Biberwierer Scharte", dass dies wohl der falsche Weg ist. Im Vertrauen darauf, dass es weiter unten eine Querverbindung nach Ehrwald gibt, steige ich im dichten Nebel Richtung Biberwier ab. Leider muss ich schließlich bis in's Tal absteigen und kann dann erst den langen Rückweg auf einer Forststraße beginnen. Es gibt keinen direkt zur Talstation der Bergbahn um die Ehrwalder Sonnspitz herum führenden Weg. Deshalb schlage ich mich kraftraubend, bergauf/bergab im weglosen Gelände durch. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, bis nach Ehrwald hinunter und dann auf der Straße wieder hinauf zum Parkplatz zu gehen.
So erreiche ich nach 7 1/2 Stunden mein Auto müde und matt und fahre trotzdem zufrieden wieder nach Hause.
die 3-te Mit Manfred gehe ich heute den Seebener Klettersteig und anschließend weiter die Tajakante. Es ist wieder einmal eine super Tour. Im Seebener KS sehe ich zum ersten Mal bei meinen Klettersteigunternehmungen einen Kletterer vor Entkräftung in seinen Klettergurt fallen. Es passierte im obersten Teil kurz vor dem Ausstieg. Unvernünftiger Weise hatte der Kletterer einen schweren Rucksack dabei, weil er auf der Coburger Hütte übernachten wollte. Da der KS aber schon im unteren Teil einige schwere Stellen aufweist, war er mit seiner Kraft hier sichtlich am Ende. Hinzu kommt die Ausgesetztheit in dem glatten Wandstück, das aber mit Trittstiften ausreichend gesichert ist. Mit der richtigen Technik und Geschwindigkeit konnte ich mühelos an ihm vorbeigehen, nachdem ich ihn beruhigt hatte. Manfred packte den KS auch ohne Problem, nachdem er anfangs dachte, daß der KS für ihn zu schwierig sei. Daran sieht man, daß neben der Muskelkraft und Technik auch die mentale Seite eine große Rolle beim Begehen eines schwierigen KS spielt.
Weiter ging es dann zur Tajakante, wo uns ein schneidend kalter Höhensturm empfing. Immer wieder bläst der Wind mit voller Kraft und je weiter wir nach oben kommen, desto unangenehmer wird die Kälte auf der Tajakante. Als auch noch eine schwarze Wolke heranzieht und aufkommender Regen droht, beschließen wir in der Mitte des KS die Tour abzubrechen. Schnell und problemlos erreichen wir den Drachensee unterhalb der Coburger Hütte und wandern gut gelaunt bei jetzt abziehenden Wolken über den Seebensee und Immensteig zurück zum Parkplatz bei der Erwalder Alm Bahn.
die 2-te (Mieminger Kette) Eine Woche Regen in München hat die Berge oberhalb 2000 m im Mai wieder mit Schnee bedeckt. So muß ich meinen Plan, mit dem Mountainbike hinaufzufahren zum Seebensee und von dort aus die Tajakante zu gehen, vergessen. Aber der Seebener KS ist ja auch nicht zu verachten und so mache ich mich von der Talstation der Erwalder Almbahn auf den Weg zum Seebener Wasserfall. Am Einstieg angekommen sind schon viele Klettersteigler im Wandaufschwung unterwegs. An einem sonnigen Samstagvormittag war es nicht anders zu erwarten. Da der KS auch viele leichte Passagen hat, ist es für mich kein Problem, mich an dem Stau vorbei nach oben zu bewegen. So kann ich mich kurz vor dem Ausstieg ohne Störung alleine auf die mit viel Eisen entschärfte glatte Wand konzentrieren. Ich kann mich noch gut an meine erste Durchsteigung vor zwei Jahren erinnern, die mir damals wesentlich mehr Kraft gekostet hat. Am Seebensee genieße ich den Ausblick auf die verschneiten Gipfel und wende mich dann dem Abstieg über den Hohen Gang zu.