Haid-Klettersteig
(Preiner Wand 1783 m, Rax) Nach den Sportklettersteigen steht heute der Haid-Steig auf dem Programm. Der KS ist der bekannteste im Rax-Gebiet und ich bin gespannt, was mich hier erwartet. Auch hier hat man mit Schildern gespart, was mir beim Abstieg noch zum Verhängnis werden sollte. Nur durch die gute Beschreibung meines neuen Kletterführers "Extreme Klettersteige in den Ostalpen" finde ich den Einstieg. Außer mir sind noch einige Kletterer unterwegs und so ist die Aufstiegsroute schon gut zu erkennen. Gleich am Anfang geht es an einer Eisenleiter hinauf. Der KS ist in einem nicht gerade perfektem Zustand. Man merkt überall, daß der Steig schon fast 100 Jahre alt ist. Das Drahtseil ist an den Endpunkten überall aufgedröselt und das Verletzungsrisiko an den Händen ist groß. Die Eisentritte sind meistens verbogen und erfüllen nur noch annähernd ihre Aufgabe. Trotzdem ist der KS die lange Anreise wert. Vor mir klettert ein Paar, wobei die Frau nur mit großer Anstrengung, bei gleichzeitigem guten Zuredens ihres Partners, langsam vorankommt. Hinter mir klettert eine tschechische Gruppe im Schneckentempo herauf. Es ist ja immer wieder interessant für mich, mit welcher Unbedarftheit sich manche Zeitgenossen in diese schwierigen Klettersteige begeben. Ohne gezieltes Training würde mir jedenfalls die Schwierigkeitsstufe D + E keinen Spaß machen. Nach einer kurzen Rast bei der "Schwarzen Madonna" lege ich den Rest des Steiges in Hochstimmung zurück.
Da ich 4 Bergsteiger vom Preinerwandsteig herauf kommen sehe, wende ich mich für den Abstieg diesem A/B-Steig zu. Ich befrage die Bergsteiger noch nach dem Zustand des Pfades, da im oberen einsehbaren Teil Schnee liegt. Sie meinen aber, daß es nur wenige schneebedeckte Stellen gibt und der Steig in gutem Zustand sei. So steige ich denn hier ab und erlebe zum x-ten Mal, daß der Abstieg im ungesicherten steilen Schrofengelände, noch dazu bei Restschneelage das absolut gefährlichste Abenteuer bei meinen Touren ist. Fast überlege ich mir den Rückzug, als ich plötzlich eine mickrige Drahtseilversicherung in absehbarer Entfernung entdecke. Also gehe ich doch weiter. Wenigstens ist der Schnee hier von der Sonne weg geschmolzen, sodaß ich nur noch auf den teilweise weggebrochenen Pfad achten muß. Die wenigen Drahtseilsicherungen befinden sich oft an felsigen Stellen, wo man sowieso Griffe und Tritte finden kann. Weite Strecken im abschüssigen Schrofengelände sind hingegen ungesichert. Als ich schließlich am Wandfuß auf eine gigantische "Schuttreiße" treffe, juble ich und springe in Riesenschritten in der Falllinie im Schotter hinunter. Unten im Forststraßenbereich ereilt mich wieder das Schicksal! Ich verpaße den richtigen Weg in Ermangelung eines passenden Wegweisers und muß später als ich meinen Irrtum erkenne auf einer Forststraße wieder weit zurückgehen, bis ich endlich nach einer geschlagenen Stunde Auf- und Abgehens meinen Aufstiegspfad wieder finde. Fluchend beende ich diese Tour, obwohl ich unten angelangt. schon nach kurzer Zeit wieder einmal sagen muß "Schee war's"!