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Ferrata Cesare Piazzetta

die 2-te (Piz Boe 3152 m - Sella Gruppe Dolomiten)

Eigentlich wollte ich in der Civetta noch einen weiteren KS gehen. Die "Via ferrata degli Alleghesi" und die "Via ferrata Attilio Tissi" würden sich noch anbieten. Aber auf der Suche nach einem Campingplatz landete ich schließlich in Cortina. Als ich dort auf dem riesigen, als Wohnmobilstellplatz ausgewiesenen Platz in Fiàmes gegen 23:30 h durch lautes Palavere aufgeweckt wurde fuhr ich weiter nach Toblach und fand dort meinen Schlafplatz. Heute fahre ich zurück nach Cortina um einen der Tofana - KS die mit der Seilbahn leichter zu erreichen sind, zu besteigen. Leider sind hier alle Bergbahnen außer Betrieb. Ich denke an die "Via ferrata delle Trincee" die von Arabba aus schnell mit der Bahn zu erreichen wäre und steuere über den Falzarego Pass Arabba an. Der "Costantini" von gestern sitzt mir noch ordentlich in den Knochen, weshalb ich mich heute nicht verausgaben will. In Arabba stelle ich dann, wie schon fast befürchtet fest, daß auch diese Seilbahn ihren Betrieb eingestellt hat. Da es bereits nach 12 Uhr ist, gebe ich meinen Klettersteigplan auf und mache mich in Richtung Pordoipass auf die Heimreise. Auf der Passhöhe läßt mich das schöne Wetter dann doch noch einmal die Bergschuhe anziehen und für alle Fälle nehme ich meine KS-Ausrüstung mit. Vom Kriegerdenkmal aus steige ich in Richtung des Einstieges des "Cesare Piazzetta" hinauf. Es ist Samstag und daher herrscht hier am Einstieg auch am Nachmittag noch reger Betrieb. Letztes Jahr stand ich schon einmal hier und hatte bei der Durchsteigung keine großen Probleme. Deshalb folge ich meinem Adrenalinschub und steige erneut in den KS ein. Was für ein Unterschied ist es jedoch zwischen dem gestern am "Costantini" vorgefundenen griffigen Fels und den hier abgewetzten, rutschigen Griffen und Tritten. Selbst das Drahtseil bietet keinen "Grip". So schwindle ich mich über die ersten Wandstellen hinweg. Am ersten Überhangl der durch zwei überdimensionale Eisentritte entschärft ist, ereilt mich zum ersten Mal in meiner KS-Geschichte das Schicksal des Entkräfteten. Beim Umhängen der Karabiner verlässt mich plötzlich die Kraft in meinem rechten Bizeps und ich drohe abzurutschen. Zu glatt und schmierig ist diese Kletterstelle. Ich muß mit meinem linken Knie (was natürlich mein erst kürzlich repariertes ist) voll auf "Reibung" gehen um diese Schwäche auszugleichen. Aber dann halte ich mich mit letzter Kraft fest und schiebe mich über diese heikle Stelle. Den Rest des KS lege ich ohne besondere Vorkommnisse zurück, da auch der Fels wieder deutlich griffiger geworden ist und ab der Hängebrücke nur noch einfaches Gelände zu bewältigen ist. Die Lehre für mich daraus ist wieder einmal, daß die Schwierigkeit in einem KS in hohem Maß von den Felsverhältnissen und der Körperkondition abhängig ist. Mit unverbrauchten Muskeln lassen sich schwierige Stellen schnell überwinden. Rutschiger Fels führt neben der mangelhaften Reibung auch zur mentalen Unsicherheit. Auf dem Gipfel des Piz Boe herrscht Hochbetrieb und ich genieße die Aussicht. Als ich aber den Abstieg antreten will, ist die Sicht gleich Null. Die Wegweiser am Gipfel sind für mich nicht besonders aussagekräftig, da ich keine Karte dabei habe. Ich wähle den nach Nordwesten zur Boehütte hinabführenden Normalweg für den Abstieg. Im dicken Nebel steige ich immer weiter ab und stehe schließlich vor der Boehütte. Jetzt zieht endlich der Nebel ab und ich merke, daß ich weit von meinem Ziel, der Pordoi-Scharte entfernt bin. Nachdem ich die zusätzliche Trainingsrunde hinter mich gebracht habe, geht es von der Pordoischarte nach den ersten Treppenabschnitten in den steilen Schuttkaren in riesen Schritten dem Tal entgegen. Unten angekommen präsentieren sich die Wände des Piz Boe im strahlenden Sonnenschein von ihrer besten Seite. Einmal mehr fasziniert mich die Tatsache, daß ich in nur wenigen Stunden ohne weitere Aufstiegshilfe ein derart wuchtiges Bergmassiv durchsteigen konnte.




die 1-te

Das Wetter meint es immer noch gut mit mir. Zwar hat es gestern Abend leicht geregnet, aber jetzt lacht wieder die Sonne vom etwas bewölkten Himmel. Schon im Morgengrauen bin ich von meinem Standplatz in Plan bei Wolkenstein im Grödner Tal aufgebrochen und über den Sellapaß zum Pordoijoch heraufgefahren. Von dort geht ein kleines Sträßchen zum Kriegerdenkmal "Ossario del Pordoi". Von hier geht es in einer schwachen Stunde zum Einstieg der als sehr schwer eingestuften Ferrata Cesare Piazzetta. Die Südwand führt hinauf zur Punta di Larsei und von dort über einen Gratsteig zum Piz Boe. Ein junges Paar ist schon auf dem Zustieg unterwegs und ich beginne langsam mit dem Anstieg. Hinter mir kommt ein strohblonder Bergsteiger in raschem Tempo nach. Der Ehrgeiz läßt meine Schritte etwas schneller werden, denn so schnell wie der Blonde aufholt, will ich mich doch nicht überholen lassen! Es ist schon witzig, wie mich plötzlich gegen jede Vernunft am Berg diese sportliche Herausforderung packt. Da die Psyche meistens die entscheidende Rolle spielt, läßt der Blonde zunehmend nach und ich erreiche den Wandfuß schneller als ich geplant hatte vor ihm. Dort treffe ich auf das junge Paar, das auf der Suche nach dem Ferrataeinstieg herumirrt. Auch der Blonde ist jetzt eingetroffen und kurze Zeit später stehen wir alle am Einstieg.

Vor uns liegt eine glatte Wand mit einem Drahtseil die keineswegs einladend aussieht. Das Pärchen beginnt eine ausgiebige Brotzeit, während der Blonde und ich uns zum Klettern fertig machen. Ich bin als erster fertig und überprüfe vor dem Einstieg durch Einhängen in die Sicherung und Belasten des Klettergürtels, ob alles richtig sitzt. Die linke Sitzschlaufe meines Gürtels ist verdreht. Also nochmal den Klettergürtel ausziehen und neu anlegen ist angesagt. Insgeheim bin ich sogar froh, daß jetzt der Blonde vor mir fertig ist und den Einstieg beginnt. Er keucht und stöhnt sich die Wand und den anschließenden Quergang empor, daß ich mir nicht verkneifen kann zu fragen, ob es denn recht schwer sei. Ich bekomme nur eine undeutliche Antwort, denn obwohl der Blonde durchaus rein optisch ein durchtrainierter Sportsmann in Sportkletterschuhen ist, bekommt er kaum Luft. Ich schnaufe nochmal ordentlich durch, dann greife ich ins Drahtseil und los gehts. Es ist zwar nicht gerade leicht, aber mit Technik an den heiklen Stellen durchaus gut zu bewältigen. Kleine Standplätze zum Umhängen der Karabiner sind da und schnell bin ich bei dem Blonden angelangt. Er ist plötzlich redselig geworden, erzählt mir daß seine Frau mit der Seilbahn hinauffährt und ob ich denn den Costantini KS in der Civetta schon gemacht hätte. Der Steig sei schwieriger als dieser hier aber eine absolute Traumtour. Sein Angebot, vorauszugehen nehme ich an und weiter geht's in ausgesetzter Kletterei. Das Pärchen am Wandfuß sitzt immer noch unten und berät wahrscheinlich ob sie einsteigen oder nicht. Ab und zu frägt mich der nachkommende Blonde nach den Schwierigkeiten, doch auch ich muß jetzt alle Register ziehen. Nach dem Überqueren einer kleinen Hängebrücke sollen laut Beschreibung die größten Schwierigkeiten überwunden sein! An einem kurz darauf folgenden Überhang sehe ich mich jedoch einer sehr schweren Stelle ausgesetzt. Ich bin die Stelle falsch angegangen und kann meine Karabiner ohne Stand einfach nicht umhängen. Ich setze mich in meinen Klettergurt, atme tief durch und erkenne eine Möglichkeit des Durchstiegs. Richtig trickreich muß ich mich wie ein Schlangenmensch an die Wand pressen, dann finde ich einen Tritt und kann schnell umhängen. Diese Stelle war für mich ähnlich der Ausstiegsseillänge des Innsbrucker "Kaiser-Max 2 KS" sehr schwer und kam einer Schlüsselstelle gleich. So subjektiv sind eben die Bewertungen von Klettersteigen. Der Rest wird dann einfaches Gehgelände, doch je höher ich komme desto mehr tauche ich in den Nebel ein. Von dem Blonden ist auch nichts mehr zu sehen. Als ich auf der Punta di Larsei auf den Verbindungsweg zur Forcella Pordoi treffe, breche ich den weiteren Gipfelanstieg zum Piz Boe ab und folge dem Pfad zum Rifugio Forcella Pordoi. Teilweise liegt Schnee und der Weg ist insgesamt gefroren. Erst als ich auf dem großen Verbindungsweg Nr. 627 der vom Rifugio Forcella Pordoi bis zur Pisciaduhütte hinüberführt, angekommen bin reißt es auf und der Massenbergtourismus schlägt wieder einmal voll zu. Mit der Seilbahn vom Pordoijoch aus hoch geschaufelt, tummeln sich hier im hochalpinen Gelände Halbschuhtouristen und pilgern zum 3152 m hohen Piz Boe hinauf. Der Weg ist auch hier teilweise mit Schnee bedeckt und hart gefroren. Ich bin direkt froh, daß ich mir den Aufstieg zum Gipfel geschenkt habe und gehe so schnell wie möglich zum Rifugio Forcella Pordoi.

Der Abstieg nach Süden hinunter zum Pordoi Joch ist kurz unter der Pordoihütte noch recht steil und vereist, entsprechendes Trara herrscht bei den sich händchenhaltend hinab schwindelnden Touris. Schnell erreiche ich die ins Tal führenden Geröllfelder und kann hier gelenkschonend "Abfahren". Unten schon fast in Autonähe angekommen, falle ich beim queren in verblocktem einfachen Gelände durch eine kurze Unaufmerksamkeit auf meinen Allerwertesten und reiße mir dabei meine Hose auf. Zusätzlich eine kleine Hautabschürfung am Arm sollte der einzige Unfall dieses Bergurlaubs werden. Wieder einmal bestätigt sich, daß gerade im Abstieg bei diesem Sport die meisten Gefahren lauern. Da wird mir dann wieder bewußt, wie problematisch das "Alleingehen" am Berg ist, wo auch in leichtem Gelände ein gebrochener Fuß z. B. "das Aus" bedeuten kann!

Leider ist es aber im Leben immer so: "no risk - no fun".

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